In Japan sind die Häuser einheitlich grau, braun oder beige, die Dächer schwarz. Vor den Fenstern hängen lange, weiße Vorhänge oder papierbespannte Schiebevorhänge, so dass man nicht hinein sehen kann. Auf den Straßen, selbst in den Städten, sind nur wenige Menschen unterwegs. Sie sind beige, weiß, grau und dunkelblau gestreift gekleidet. In meiner Fahrradkluft falle ich also kaum auf.
Sie tragen meist einen Hut, oft einen Mundschutz und manchmal sogar weiße Handschuhe, um sich vor Sonne, Staub, Schmutz und Bakterien zu schützen. Das Haar schwarz, die Haut weiß. Mir fällt Michael Jackson ein. Aber ich verwerfe sofort wieder den grandiosen Gedanken, dass der King of Pop vielleicht nur Japaner sein wollte. Die Fahrräder sind mit großen, komfortablen Kindersitzen, riesigen Körben, einer Halterung für Sonnen- oder Regenschirm und bisweilen gefütterten Schutzhüllen am Lenker für die Hände ausgestattet. Die Autos klein und kastenförmig sind weiß, silber oder in zarten pastell Tönen. Alles ist still, sauber und geordnet. Es wirkt als würden wir durch Modellsiedlungen fahren, reine Ausstellungsstücke, in denen niemand lebt.
Oft sind wir nicht sicher, ob Läden oder Restaurants geöffnet sind, weil sie von außen so dunkel und verlassen aussehen. Aber kaum öffnen wir die Tür, und Türen sind hier seltenst verschlossen, gibt es ein großes Hallo von allen Seiten. In Restaurants kümmert sich sofort ein Mitarbeiter ganz speziell um uns, indem er ununterbrochen japanisch mit uns redet und uns alles zeigt. Wir verstehen meist nichts, aber dann kommt der Koch hinter dem Herd hervor und lässt uns probieren. Dabei sind sie unermüdlich und geben nie auf, bis zumindest ein scheinbares, gegenseitiges Verständnis da ist. Dass wir nach Japan kommen, ohne ein Wort japanisch zu sprechen, ist somit kein Problem, aber dennoch für viele unbegreiflich. Manchmal stehen sie lange ratlos vor uns, bis es sie durchzuckt, sie davon eilen und mit einem Geschenk zurück kommen. Obst, Gemüse, Reis, Sake, Bier…
Wir mögen das japanische Essen. Es ist fein abgestimmt, teilweise mit viel Aufwand und Zeit zubereitet. Soulfood, nannte es Masataka und das ist es wirklich. Unterwegs begegnen uns viele Japaner, die angeln, Muscheln sammeln oder im Wald ihr Gemüse zusammen suchen. Wasabi, Bambus und zahllose Pflanzen, die wir nicht kennen. Und alles was sie finden wird weiter verarbeitet bzw. verfeinert. Es wird gewürzt, eingelegt, mariniert, eingemacht und gekocht, Nichts gibt es selbst wenn roh einfach so. Nichts ist einfach scharf, einfach süß, einfach salzig… Da gibt es zum Beispiel diese eingelegte japanische Pflaume, Umeboshi. Sie schmeckt süß, sauer und salzig zugleich. Das macht die Küche sehr interessant und abwechslungsreich.
Die Japaner sind früh auf den Beinen auch am Wochenende, denn schließlich leben sie im Land der aufgehenden Sonne. Es wird um 4 Uhr hell und um 19 Uhr dunkel. Deshalb werden noch vor der Arbeit ein paar Golfbälle geschlagen, an der Wurftechnik im Baseball gefeilt oder in einer großen Gemeinschaftsaktion der Müll vom Strand eingesammelt. Unser Zelt steht dabei selten im Weg, sondern wird taktvoll umrundet. Langschläfer wie wir werden spätestens um 7 Uhr von einer Melodie geweckt, die über Lautsprecher in der gesamten Gegend zu hören ist. Und auch abends wird das Tagwerk um 17 Uhr mit einer Melodie beendet. Sehr beliebt ist hier offenbar die Melodie vom Röslein auf der Heide.
Wir fahren auf geteerten Wegen an der Küste entlang, durch Wäder, die von Bächen durchzogen sind, hinauf zu Vulkanseen und heißen Quellen.
Dieses Land hat viel zu bieten, auch wenn eine Menge Beton eingesetzt wird, um die Natur in Schach zu halten. Doch sie lässt sich nicht zäumen. Sie sprießt, blüht und sprudelt wie verrückt. Farbenprächtig und üppig.
Aber nicht nur die Natur leistet sich Eskapaden aus der gleichförmigen Eintönigkeit, sondern auch die Japaner. Es ist hier üblich die Suppe laut zu schlürfen oder das Auto mit laufendem Motor stehen zu lassen, während man im Supermarkt einkauft oder am Pier steht und angelt. Pornographische Heftchen mit “Schulmädchen” oder Comicfiguren liegen offen aus. Kniestrümpfe werden hier von vielen Frauen getragen, ob als Teil der Schuluniform, der Arbeitskleidung oder privat. Rauchen ist hier noch nicht geächtet und Japan leistet sich Bären, die nicht zum Problem werden, weil überall vor ihnen gewarnt wird und der Müll ausschließlich in bärensicheren Käfigen gesammelt wird.
Apropos warnen. Gewarnt wird hier trotz unverschlossener Türen vor allem und jedem, dafür aber sehr kindgerecht.
Nur der Bär wird nicht verniedlicht.
..das klingt, als könnte man hier zur Ruhe kommen :)) auch dieses sog. „soulfood“ find ich sehr ansprechend..oder die morgendliche und abendliche Melodie => anheimelnd, ähnlich unseren Kirchenglocken (die ich niemals missen möchte, egal wie sich mein Verhätnis zur Kirche ändert)..dann wieder diese Widersprüche die Ausdruck finden in den gedankenlos erscheinenden laufenden Motoren??? Oder die kindgerechte Beschilderung überall und die achtlos herumliegenden Pornoheftchen??? Irgendwie schürt das mein Interesse an Japan noch mehr. Freu mich wieder sehr über Eure mit uns geteilten Erfahrungen und Beschreibungen!!!
sonnige Grüße Gabi
p.s. : sowas blödes,jetzt ist meine schreibe weg!
Hab’s doch so gemacht,wie erforderlich.
Hallo ihr zwei,
eure Karte vom 24. Mai ist angekommen!
Ich liebe es, eure Berichte und Eindrücke zu lesen – und ein bisschen neidisch bin ich auch. Vielleicht packen wir tatsächlich mal die Motorräder und machen uns auf nach Japan! 😉
Passt weiterhin gut auf euch auf und allzeit gute Fahrt!
Liebe Grüße
Anke