Süßsauer – Südostasien

Myanmar- Land des Lächelns

Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel sich bei einem Grenzübertritt verändert, natürlich erstmal nicht im Landschaftsbild, aber im Stadt- und Straßenbild und vor allem die Mentalität der Menschen. Am deutlichsten war diese Veränderung bisher beim Grenzübertritt von Indien nach Myanmar spürbar. Nachdem unsere Herzen in Indien ziemlich eingefroren sind, taut sie das warme Lächeln der Burmesen nach kürzester Zeit wieder auf. Uns fällt sofort ihr einzigartiger Stil auf. Frauen und Männer tragen Wickelröcke und bemalen ihre Gesichter mit Thanaka, einer gelblichen Paste, die sie aus Baumrinde gewinnen. Sie begegnen uns schüchtern, freundlich und sehr hilfsbereit. Trotz Camping-Verbot versuchen wir wieder zu unserem selbständigen Reisestil zurückzufinden, den wir in Indien und Nepal so sehr vermissten. Also zelten wir trotzdem und uns bleibt auch nichts anderes übrig, da die Orte mit Gasthäusern für Ausländer so weit auseinander liegen, dass sie nicht innerhalb einer Tagesetappe zu erreichen sind. Wir machen gute Erfahrungen damit, die Leute zu fragen, ob wir unser Zelt in ihrer Nähe aufstellen dürfen. Meist freuen sie sich und geben uns die Erlaubnis.

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Unser Highlight in Myanmar wird Bagan. Es ist die Ideale Sehenswürdigkeit für Fahrradfahrer, weil die riesige Tempelanlage am Besten mit dem Fahrrad zu erkunden ist. Da es uns auch hier gelingt zwischen den Tempeln zu zelten, erleben wir Bagan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und sind tief beeindruckt von der würdevollen und ruhigen Stimmung an diesem Ort. Ganz anders als der Spenden eintreibende, über Lautsprecher schreiende Buddhismus, der uns sonst auf den Straßen Myanmars  begegnet.

 

Thailand – Made in USA

Wir betreten das Königreich Thailand und wieder verändert sich alles. Mehrspurige, asphaltierte Straßen, Pickups, Stadtbilder wie in einem deutschen Industriegebiet, Fastfoodketten, süßes, synthetisches und fettiges Essen, Plastikverpackungen ohne Ende und eine Menge übergewichtige Menschen. Wo bin ich nochmal? Ach ja in Thailand. Das merke ich schon allein daran, dass fast niemand Englisch spricht und überall das Konterfei des Königs prangt. Für mich ist ein Personenkult dieser Art leicht irritierend, aber in Thailand geht es schließlich nicht um Politik, sondern um Palmenstrand und Meeresrauschen. Wir erkunden die Ostküste Thailands zwischen Kambodscha und Bangkok. Es ist ein schöner Küstenabschnitt, der zum Fahrradfahren einlädt. Hier machen vor allem Thailänder Urlaub. Sie fahren mit ihren Pickups an den Strand, machen stundenlang Picknick unter Bäumen oder Palmen, baden in Shorts und T-shirt mit riesigen Schwimmreifen und fahren wieder heim. Nur ein paar Touristen laufen in Badehose oder Bikini,  sonnenverbrannt den Strand entlang oder wälzen sich wie panierte Schnitzel für eine gleichmäßige Bräune im Sand.

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Es ist sehr heiß, aber mit Songkran, dem buddhistischen Neujahrsfest, gibt es eine erfrischende Abwechslung. Denn es ist Brauch, sich an diesem Tag gegenseitig mit Wasser zu begießen. Also steigen die modernen Thailänder wieder in ihre Pickups, laden eine Tonne voller Wasser mit ein, bewaffnen sich mit Spritzpistolen und liefern sich eine Wasserschlacht mit anderen Pickupfahrern oder Leuten, die entlang der Straße ebenfalls mit Schläuchen und Spritzpistolen stehen. Da Thailänder sehr anständige und höfliche Menschen sind, müssen wir lange bitten und betteln bis sie uns auch nass machen. Aber ist der Anfang erst gemacht und wir sind als offizielle Teilnehmer erkennbar, wird eimerweise Wasser auf uns geschüttet, bis wir tropfnass sind. Juhu, endlich eine Erfrischung!

 

Laos – Sabaidee

Wenn aus allen Ecken ein deutlich vernehmbares, freudiges Sabaidee (Hallo) erklingt, dann bist du in Laos. Vor allem die kleinen Kinder torkeln dir meist unten ohne oder ganz nackig entgegen und brüllen sich in die reinste Sabaidee Ekstase, bis du aus ihrem Blickfeld verschwunden bist. Laos hat ein paar Ecken, die alle Kriterien für den touristischen Supergau erfüllen, aber dazwischen ist es wie Myanmar unberührt und einzigartig. Auf einer unbefestigten Straße fahren wir durch Dörfer, in denen wir für großes Aufsehen sorgen. Die Menschen nähern sich uns in großen Scharen neugierig und friedlich. Sie setzen sich einfach zu uns in den Schatten und warten bis wir weiter fahren.

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Laos ist trotz der langen Trockenzeit noch sehr grün und wir finden immer wieder einen Fluss in dem wir baden können. Und auch wenn die Versorgung auf der Strecke nicht die Beste ist, wir mit Fieber im Bett liegen, uns die Halfpipe ähnlichen Straßen und die Hitze einiges abverlangen, fühlen wir uns in diesem Land sehr wohl.

 

Vietnam – Kaffee und WiFi

Die endlose Küste Vietnams, war eigentlich der Ort, an dem wir mal wieder Urlaub machen wollten. Aber es kommt wie immer anders als geplant. Da ich krank bin, erreichen wir Hanoi mit dem Bus. Hanoi ist eine tolle Stadt, in der es viel zu entdecken gibt. Ich mag die vielen kleinen, ineinander verschachtelten Häuser. Unser Warmshower Host rät uns den Ho Chi Minh Highway zu nehmen, wenn wir Vietnam entdecken wollen. Er führt durch das grüne, hügelige Landesinnere. Aber wir haben genug von Bergen und wählen Higway No. 1 entlang der Küste. Die Straße ist asphaltiert, flach und viel befahren. Dementsprechend langweilig sind unsere Tage. Aber mit der Zeit kann ich es genießen, schnell voran zu kommen und mühelos 100 km hinunterzuspulen. Wir machen auch immer wieder Abstecher auf kleinen Wegen ans Meer. Aber das Wetter ist meist grau und nieselig und so nutzen wir die kühlen Temperaturen,um Strecke zu machen. Mit den Vietnamesen werden wir auch nicht richtig warm. Ihr offensives Hallo fordert eine Antwort und oft fühlen wir uns beim Bezahlen übers Ohr gehauen. Was wir aber wirklich lieben lernen, ist der vietnamesische Kaffee.

Vietnamesischer Kaffee – Image by Wikipedia

 

Mit einer sirupartigen Kondensmilch und Eiswürfeln schmeckt er wie Kaffee Schogetten. Und überall in Vietnam gibt es offene Wifis. Vielleicht ist das Teilen ein positiver Nebeneffekt des Sozialismus.

 

Kambodscha – Verbrannte Erde

Auch in Kambodscha wählen wir vermutlich die unattraktivste Route. Wir fahren nicht entlang des Mekong nach Phnom Penh und dann an die Küste, sondern wir fahren durch den Norden des Landes direkt nach Siem Reap. Es ist heiß und wir haben nicht mehr viel Zeit, denn unser Flug nach Japan ist gebucht. So wollen wir wenigstens die Hauptattraktion von Kambodscha sehen: Die Tempel von Angkor. Auf dem Weg begleitet uns der traurige Anblick verbrannter Erde. Nur noch vereinzelt ragt ein Urwaldriese heraus. Es ist kaum Verkehr. Nur ein paar Minibusse, fahrende Händler und einfache Traktoren begegnen uns. Wir fahren jeden Tag viele Kilometer durch die Hitze, um am Abend ein Gasthaus zu erreichen. Die Menschen sind sehr freundlich und winken uns zu. Nach vier Tagen erreichen wir die Tempel und sind vor allem von den bewachsenen angetan. Wie außerirdische Lebewesen wickeln sich die Wurzeln der Bäume um die Steine, durchdringen Mauerritzen und überwuchern Säulen.

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Wir bleiben zwei Nächte in Siem Reap und beschließen dann den Bus nach Thailand zu nehmen. Wir sind genug durch die Hitze geradelt und wollen lieber noch Zeit an der Küste verbringen.

 

One thought on “Süßsauer – Südostasien

  1. Sabaidee Cora,
    es gelingt Dir einfach supergut die Dinge auf den Punkt zu bringen..mir macht es richtig Freude Deinen Beschreibungen und Eindrücken zu folgen….

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