Road Rage, diesen Ausdruck habe ich von Anke. Wir kennen uns vom Fremdspracheninstitut und dort kam ich morgens meist ziemlich geladen und mit hoch rotem Kopf an, weil mir auf dem langen Weg von Bamberg nach Erlangen mit Fahrrad und Zug und wieder Fahrrad im Strassenverkehr so viele Idioten begegneten. Auf unserer Reise habe ich auch fast taeglich Grund genug einen Road Rage zu bekommen. Hier mal eine Liste der Dinge, die mich bisher rasend machten:
Road Rage,
…, wenn ich von einem Schlagloch ins naechste poltere (Serbien, Usbekistan, Tadschikistan: Pamir Highway).
…, wenn Schlamm meine Reifen blockiert (Georgien).
…, wenn mir der Wind entgegen blaest oder mich aus der Spur draengt und es kein Vorankommen gibt (Aprilwetter in Oesterreich, Ungarn, Slovakei, Iran. Tadschikistan).
…, wenn Kinder Steine nach uns werfen (Georgien, Tadschikistan, Kirgistan)
…, wenn ich mich ueber viele Stunden einen Berg hinaufgequaelt habe und dann die Strasse auf der Abfahrtsseite so schlecht ist, dass ich am liebsten schieben wuerde (Armenien, Tadschikistan: Pamir Highway).
…, wenn LKWs so nah an mir vorbei rasen, dass mich der Luftdruck ins Schleudern bringt (Ungarn).
…, wenn Hupen alles ist. Es wird gehupt anstatt zu bremsen, zu blinken, zu gruessen, zu schimpfen, zu warnen, auf die Strasse zu achten, mitzudenken, Auto zu fahren… (Georgien, Tadschikistan: Dushanbe). Mein Theorie dazu ist, dass die Leute keine Fuehrerschein sondern einen Hupschein machen. Die Pruefung besteht daraus, die Hupe zu finden, zu betaetigen und drei Situationen zu nennen, in denen die Hupe verwendet werden kann. Und schon hat man bestanden.
…, wenn mich riskante Ueberholmanoever dazu zwingen, in den Strassengraben zu fahren (Bulgarien, Tadschikistan).
…, wenn Hunde mir klaeffend ins Rad springen und ich Muehe habe, das Gleichgewicht zu halten bzw. nicht vors naechste Auto zu fahren (Osteuropa, Gerogien). Inzwischen ergreife ich nicht mehr die Flucht, sondern schreie den Hund an, dann ergreift er die Flucht oder ich bleibe stehen, dann dreht er gelangweilt ab.
…, wenn mir Geisterfahrer voellig selbstverstaendlich entgegenkommen und erwarten, dass ich auf den Strassenrand ausweiche (Tadschikistan).
…, wenn der Verkehr so dicht ist, dass meine Ohren sausen und ich nur noch Autoabgase einatme (Iran: Pass Damavand).
…, wenn ich durch lange unbeleuchtete, unbelueftete, enge Tunnel fahre und Autofahrer auch noch hupen, ueberholen und laut schreien, vermutlich vor Begeisterung (Iran: Pass Damavand).
…, wenn mir beim Ueberqueren der Strasse die Hacken weg gefahren werden (Georgien: Tiflis).
…, wenn mich Mashrutkas, Taxis und Busse von allen Seiten ueberholen und schneiden, um Passagiere einzusammeln (in allen groesseren Staedten).
…, wenn mich Autofahrer anhalten, um ein Foto mit mir zu machen (Iran).
…, wenn sich eine Strasse Highway nennt, aber ein Geroellfeld ist. (Pamir Highway)
Ich nehme an, die Liste wird mit der Zeit noch laenger, gleichzeitg werde ich aber auch immer gelassener. Aber immer wieder muss ich lauthals fluchen und mindestens einen Mittelfinger auspacken. Meine Lieblingsvorstellung bei idiotischen Fahrmanoevern ist, vom Fahrrad abzusteigen, es einfach fallen zu lassen, auf den Wagen des Anstosses zuzustuermen, auf die Motorhaube zu springen und das Auto mit einem Vorschlaghammer zu demolieren.
Wie auch immer… Was ich jetzt richtig zu schaetzen weiss, sind Fahrradwege!
Liebe Cora,
das waren noch Zeiten, was? Jetzt lachst du dich vermutlich darüber kaputt!
Schön, dass es dir wieder gut geht und ihr immer weiter kommt, trotz Allem!
Vielen Dank auch für deine Karte aus Samarkand, hat mich total gefreut!
Weiterhin gute Fahrt und immer liebe Menschen auf dem Weg!
Liebe Grüße
Anke
PS:
Schlabberige Grüße auch von Spec – die ist inzwischen 13?! Aber noch immer fit und quirlig, wenn sie nicht gerade faul auf dem Kissen schnarcht. 😉