Anders als erwartet

Wir sind nun seit genau acht Wochen unterwegs und haben am 1. Mai unser erstes Etappenziel, das Schwarze Meer, erreicht. Ich hatte mir vorgestellt, dass es nach unzähligen Hügeln als ein glitzernder, blauer Streifen am Horizont auftauchen würde. Doch 8 km vor der Küste wechselte das Wetter von strahlend warmen Sonnenschein auf kalten Wind und Nebel, der um uns herum waberte, so dass wir sogar das Licht einschalteten und trotzdem das Meer nicht sehen konnnten.

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Das ist etwas, was ich bis jetzt auf dieser Reise versuche zu lernen: mich von Vorstellungen zu verabschieden.
Die Tage nehmen meist unerwartete Wendungen. Sei es durch das Wetter, die Wegbeschaffenheit, die eigene Tagesform, die Versorgungslage oder durch Begegnungen. So sind die Tage unterwegs eigentlich nie nur gut oder schlecht, aber meist anders als erwartet. Das macht mir mal mehr mal weniger zu schaffen.
Ich hätte zum Beispiel erwartet, dass ich durch die tägliche körperliche Anstrengung abnehmen würde. Aber im Gegensatz zu Wolfgang wiege ich genauso viel wie zu Reisebeginn. (Wobei die Nahrungsbeschaffung und -aufnahme teilweise mindestens genauso anstrengend ist wie täglich sechs bis acht Stunden  Rad
fahren.) Es schmerzen weder mein Hintern noch meine Hände dafür meine Knie.
Was ich allerdings nicht gedacht hätte, ist, dass ich so viel Angst vor allem Möglichen haben würde. Seit Ungarn wird um uns herum nicht mehr Deutsch gesprochen und das führt dazu, dass ich mich fremd fühle. Ich schaue mir dann an, wie sich die Menschen um mich herum verhalten, um mir beruhigend vor Augen zu führen, dass ich noch lange nicht unter Aliens gelandet bin, deren Verhaltensweisen für mich nicht mehr nachvollziehbar sind.
Die Reise ist dadurch für mich in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Sie ist alles andere als Urlaub, denn auch an den Ruhetagen gibt es meist viel zu organisieren und zu erledigen.
Morgen geht es auf die Fähre nach Georgien. Und auch diese Unternehmung wird vermutlich anders als erwartet. Genauso wie das Plattenbauhotel in dem ich diesen  Beitrag schreibe. Von aussen nicht schön, aber von innen geräumig mit einem wunderbaren Ausblick auf die Landschaft.

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2 thoughts on “Anders als erwartet

  1. Liebe Cora,
    ich habe mich eben durch eure Reise bis jetzt gelesen – und ihr seid in diesem Moment auf der Fähre und verlasst Europa. Wahnsinn!
    Es klingt wunderbar und aufregend, das Gute und das nicht so Gute. (Als ich das Wort Schlangen las, musste ich an einen unserer Spaziergänge mit den Fellnasen im Erlanger Forst denken… du weißt schon, Blindschleiche.)
    Ich wünsche dir viel Mut und Durchhaltevermögen und ein offenes Herz für die unbekannte, schöne Welt, durch die ihr fahrt!
    Sei gedrückt!
    Liebe Grüße
    Anke

    1. Hi Anke, habe die letzten Tage auf der Faehre oft an dich gedacht, weil eine Gruppe von Motorradfahrern mit an Bord war 🙂 Sie wollten in zwei Wochen von Georgien durch Armenien, Tuerkei und Bulgarien zurueck nach Rumaenien fahren. Leider hat unser Faehrtripp laenger gedauert als erwartet und die Armen kamen in ziemlichen Stress… lg

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